Achslach denkt schon heute an morgen
Gemeinderat informiert sich über synergetische Energienutzung im Trink- und Abwassersystem
Isolde Deiser 05.11.2022 | Stand 04.11.2022, 22:20 Uhr
Christian Pfeffer vom Büro Energie- und Umwelttechnik in Regen erklärte die Wasserkraftnutzung mit Trinkwasserturbinen. −Fotos: Isolde Deiser
Achslach. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung ist das Thema Energienutzung im Trinkwassersystem auf der Agenda gestanden. Dabei wurden dem vollzähligen Gemeindeparlament und einem Zuhörer interessante Aspekte aufgezeigt, die dann ausgiebig zur Diskussion standen.
Bürgermeisterin Gaby Wittenzellner hatte nämlich Simon Stefan vom Ingenieurbüro Kiendl und Moosbauer in Deggendorf, der die Wasserversorgung von Achslach plant, sowie Christoph Pfeffer vom gleichnamigen Ingenieurbüro aus Regen eingeladen, dessen Schwerpunkte Wasserkraftanlagen, Wasserbau, Energie- und Umwelttechnik sind.
Simon Stefan wies auf ein neues System in der Wasserversorgung hin, dass eine Energienutzung aus Trinkwasser möglich macht. Mit den Wasserkraftturbinen sei das teilweise auch in bestehenden Systemen rentabel. Bei der Neuplanung einer Wasserversorgung oder eines Hochbehälters sollte man diese Möglichkeit durchaus einplanen. In anderen Ländern werde diese Art der Energienutzung längst praktiziert, erklärte Simon Stefan.
Christoph Pfeffer vom Ingenieurbüro für Energie- und Umwelttechnik betonte, bei den derzeitigen Energiepreisen sei der Moment da, um über Wasserkraftnutzung im Trinkwassersystem nachzudenken. Die Energie stecke in der Nutzung der Wasserdurchflussmenge, des Höhenunterschiedes und des Druckunterschiedes.
Simon Stefan vom Ingenieurbüro Kiendl und Moosbauer in Deggendorf erklärt die momentane und die zu planende Wasserversorgung in Achslach.
Pfeffer erläuterte die in Achslach vorliegenden Potenziale. Die Trinkwasserturbinierung spare der Gemeinde dauerhaft Energie ein, die robuste langlebige Technik mache die Trinkwasserversorgung unabhängiger von externen Ressourcen, erhöhe die Krisensicherheit der Gemeinde und senke langfristig die Wasserkosten, führte Pfeffer an.
Es sei eine gute Strategie Trinkwasserturbinierung bei Neuplanungen zu berücksichtigen oder zumindest vorzubereiten, denn jedes selbst erzeugte Kilowatt Strom sei ein Gewinn. Dazu müssten mögliche Potenziale untersucht, Lösungen aufgezeigt und Prioritäten festgelegt werden. Trinkwasserturbinen seien im alpinen Bereich längst Standard. Ebenso seien sie schon Standard bei größeren Wasserversorgern, wie etwa bei den Stadtwerken in München, aber auch im Netz der regionalen Fernwasserversorgung. Kleine Systeme gebe es auch bei privaten Wasserversorgungen.
Pfeffer zeigte in seinem Power-Point-Vortrag eingebaute Trinkwasserturbinen in der Schweiz, Österreich und Italien in unterschiedlichen Größen. "Rundherum wird es gemacht", meinte er und stellte fest, "unsere Gegend ist dafür prädestiniert wegen des vorhandenen Höhenunterschiedes".
Nach diesem interessanten Abriss der Technik hatten die Räte einige Fragen an den Fachmann, vor allem wann sich die Kosten amortisierten. Da müsse man Messungen und detaillierte Berechnungen durchführen, verdeutlichte Pfeffer.
Gemeinderat Hans Helmbrecht wollte wissen, ob diese Turbinen auch beim Abwasser einsetzbar seien, weil er da in der Gemeinde Potenzial sehe. Im Bereich Kalteck, der höchstgelegenen Stelle im Gemeindegebiet Achslach, sei das Gefälle entsprechend hoch zur öffentlichen Kläranlage in Achslach und es würde sich deswegen sehr gut anbieten.
Das sei im Abwasserbereich genauso möglich, bestätigte Christian Pfeffer. Da in Achslach in den kommenden drei Jahren neue Hochbehälter zur Planung anstehen, will der Gemeinderat in der nächsten Sitzung entscheiden, welche Berechnungen, mit Netz- und Detailplanung als Komponenten, in Auftrag gegeben werden.