Auf dem Weg zu Selbstversorgern
17.07.2023 | Stand 17.07.2023, 4:00 Uhr
Schritt für Schritt zu mehr Anbaufläche, um die Familie mit selbst angebautem Gemüse versorgen zu können – am besten den Großteil des Jahres, das ist das Ziel von Franziska Dendl. −Fotos: Daniela Albrecht
Von Daniela Albrecht
Achslach. Beete anlegen, ein Gewächshaus aufstellen und eine Streuobstwiese pflanzen – das steht auf der To-do-Liste von Franziska und Tobias Dendl ganz oben. Ein Traum wäre es für das Ehepaar auch, einen Teich auszuheben, in dem Fische leben und in dem im Sommer gebadet werden kann. Die beiden Förster sind auf dem Weg zu Selbstversorgern. Ihr Zuhause bietet dafür – speziell was die Fläche anbelangt – gute Voraussetzungen. Von ihrem künftigen Gartenglück sollen aber nicht nur sie und ihre drei Kinder profitieren, sondern auch die Natur.
Deshalb ist ihnen die bereits üppig wachsende Wiese neben dem Haus „heilig“. „Sie ist etwas Besonderes, hier wachsen besondere Pflanzenarten, die speziell für die Artenvielfalt der Insekten wichtig sind“, erklärt Franziska Dendl. Und ihr Mann ergänzt: „Wir wollen die Situation hier maximal verbessern, nicht verschlechtern“. Die beiden sind beruflich viel in der Natur unterwegs, Lebensraum schaffen und bewahren für heimische Flora und Fauna liegt ihnen deshalb sehr am Herzen. Und sie wollen wissen, wo das Gemüse und das Obst herkommen, das sie und die drei Kinder essen – aus dem eigenen Garten. Dafür wollen sie peu a peu mehr Anbaufläche schaffen mit Beeten und einem Gewächshaus, um die Saison zu verfrühen und im Herbst zu verlängern.
Hühner sind Teil der Selbstversorgung
Aktuell müssen sie sich auf Tomaten in Töpfen, die am Haus stehen, Salat in Blumenkästen und Kohl im Hochbeet beschränken, doch bald schon, sollen größere Felder bestellt werden können. Ihren Nutzgarten wollen die Dendls biologisch bewirtschaften nach dem Prinzip der Vierfelderwirtschaft. Gedüngt wird mit Brennnesseljauche und Hühnermist, den die zur Selbstversorgung der Familie dazugehörenden Hühner kostenlos liefern.
Dabei ist es den Dendls wichtig, dass nicht alles geschniegelt und akkurat aussieht. Bei den beiden darf es gern wilder zugehen. Deshalb gibt es auch Distel- und Brennnesselecken auf dem Gelände. Die Wiese wird nur einmal im Jahr abgemäht, damit sich die Pflanzen aussamen können. Und im Streuobstbereich mit den Apfelbäumen, Brombeeren und Himbeeren, den sie erst freischneiden mussten, weil alles zugewachsen war in der Zeit, in der ihr Anwesen nicht bewohnt war, mäht Tobias Dendl nur Wege zum Durchgehen frei. Das allerdings regelmäßig, um an die Früchte zu kommen. „Strukturierte Wildnis“ nennt das der 42-Jährige.
2019 sind die beiden Förster, die es beruflich in den Bayerischen Wald verschlagen hat, mit ihren Kindern Ida (heute 7), Johann (5) und Paula (2) in ihr Haus in der Gemeinde Achslach gezogen. Lange hatte die Renovierung des alten Gebäudes oberste Priorität. Nun ist das Drumherum an der Reihe.
Vor der Terrasse soll noch ein Blumenbeet entstehen, sie wollen weitere Beerensträucher pflanzen, eine zusätzliche Streuobstwiese anlegen und neben der Zufahrt will Tobias Dendl aus Natursteinen eine Trockenmauer zum Terrassieren des Geländes errichten. Auch das sind Punkte auf der ohnehin schon langen To-do-Liste. Dem Ehepaar ist aber klar, dass das nicht alles sofort und auf einmal geht. „Wir sind dabei zu lernen, uns nicht auf das Nichtfertige zu konzentrieren“, betont Franziska Dendl.
Überwucherte Kräuter als Erbe der Vorbesitzer
Zumal die 38-Jährige auch im Unfertigen immer wieder interessante Entdeckungen macht. Kräuter beispielsweise, ein Erbe der Vorbesitzer, die überwuchert waren. Gut möglich, dass da noch mehr zum Vorschein kommt rund um das Zuhause der Dendls, das zwei Hektar Wiese und drei Hektar Wald umfasst. Genug Grund, um den Selbstversorgertraum Realität werden zu lassen.