Egal, ob in Aign oder Au, in Finkenschlag oder Frath, in Kager oder Kogl – das Glasfasernetz in Achslach, der kleinsten Gemeinde im Altlandkreis Viechtach, ist außergewöhnlich eng geknüpft. Sogar abgelegene „Oag’schichten“ wie das „Schwedenloch“ mitten im Wald haben einen Glasfaseranschluss. Dafür brauchte es viel Überzeugungsarbeit und ein gutes Team.
Bürgermeisterin Gaby Wittenzellner trieb den Ausbau mit langem Atem voran. Um möglichst viele Hausbesitzer ins Boot zu holen, radelte sie in der Startphase vor fast acht Jahren zum Klinkenputzen von Haus zu Haus. Jetzt ist das Millionen-Projekt erfolgreich abgeschlossen: Mit einer Breitband-Versorgung von 98 Prozent hat das kleine Achslach mit seiner Nachbargemeinde Gotteszell im Landkreis Regen die Nase vorn.
Anschluss-Quote von 98 Prozent
Datenautobahn bis ins Schwedenloch: Das kleine Achslach ist ein Glasfaser-Gigant
05.08.2024 | Stand 05.08.2024, 15:00 Uhr |
social_media.icon-label.print Glasfaser für alle – dieses ehrgeizige Ziel ist in der Gemeinde Achslach Wirklichkeit. Vor einem Netzverteiler im Ortskern drücken die Haupt-Akteure den symbolischen Startknopf: (v.l.) Günther Pichlmaier, Belinda Stangl, Gaby Wittenzellner und Markus Münch. − Foto: Ingrid Frisch
Nur drei Prozent der Dörfer sind voll versorgt
Dabei lassen Datenautobahnen ländliche Regionen meist links liegen. Gerade mal 190 Dörfer in Deutschland sind laut einer aktuellen Studie des Verbraucherportals Verivox bislang vollständig mit Glasfaser versorgt. Dies seien nicht einmal drei Prozent aller kleinen Gemeinden. In die Zählung eingeflossen sind Dörfer mit weniger als 3000 Einwohnern (PNP-Heimatwirtschaft vom 22. Juli).
In drei Phasen haben die Achslacher und ihre Partner den Ausbau in der Gemeinde angepackt. Los ging’s von 2017 bis 2020 mit den Außenbereichen, wo die Unterversorgung am größten war, erinnert sich Günther Pichlmaier, Breitbandberater der Firma Corwese, einer der Projekt-Partner. In diesem ersten Schritt richteten die beteiligten Firmen 162 Anschlüsse ein. Die Tiefbauarbeiten erstreckten sich auf eine Länge von 17,8 Kilometer. 42 Kilometer Glasfaserkabel wurden durch Dörfer und Weiler gezogen. Kostenpunkt: 667.000 Euro.
18,8 Kilometer Kabel für 225 Glasfaser-Anschlüsse
Der Hauptort Achslach mit Grün und Kalteck kam in den Jahren 2018 bis 2021 dran. In dieser Ausbauphase mit einer Investitionssumme von 354.000 Euro wurden 18,8 Kilometer Kabel für 225 Glasfaser-Anschlüsse verlegt. Den dritten Schritt tat die Gemeinde Achslach mit einem Partner: Von 2022 bis 2024 stieg die Nachbargemeinde Gotteszell mit ins Boot. Bei dieser interkommunalen Zusammenarbeit bekamen acht Anwesen auf der Frath (Gemeinde Achslach) und zwei in Tafertsried (Gemeinde Gotteszell) ihre Gigabit-Anschlüsse.
Die Kleinen machen’s vor(bildlich): Bürgermeister Georg Fleischmann (vorne v.r.) und seine Amtskollegin Gaby Wittenzellner freuten sich im Mai 2022 mit Finanzminister Albert Füracker und (rechts dahinter) MdL Max Gibis, den Bürgervertretern beider Gemeinden sowie Corwese-Berater Günter Pichlmaier (links hinter Bürgermeister Georg Fleischmann) über die hohe Gigabit-Förderung des Freistaates. − Foto: Marion Wittenzellner
Weil eine solche Kooperation etwas Besonderes war, reiste Albert Füracker, Bayerischer Staatsminister der Finanzen und für Heimat, persönlich in den Bayerwald, um den Förderbescheid zu übergeben. In diesem letzten Schritt, der 150.000 Euro kostete, wurden nur mehr 28 Meter Glasfaserkabel verlegt. Gerade bei der Kooperation mit Gotteszell war es ein wertvoller Vorteil, dass beide Gemeinden zu einer Verwaltungsgemeinschaft gehören: Geschäftsstellenleiterin Belinda Stangl war als Breitband-Patin fest eingebunden.
Achslach hat das Maximale herausgeholt
Weil die Gemeinde Achslach die bestmöglichen Förderquoten ausschöpfte, zahlte sie für die Millionen-Investition in hochmoderne Breitband-Anschlüsse bis ins Haus (FTTH – Fiber to the home) nur einen Eigenanteil von zehn Prozent.
Von kontinuierlich glücklichen Umständen und einer sehr erfreulichen Kooperation spricht Markus Münch, Fiber Süd-Regio Manager der Telekom Deutschland GmbH, beim Breitband-Ausbau in der kleinen Bayerwald-Gemeinde: Der Freistaat habe großzügig gefördert, die Zusammenarbeit aller Projektpartner sei eng und harmonisch gewesen, so dass Achslach das Maximale herausgeholt habe. Andernorts liege die Glasfaser-Anschluss-Quote im Durchschnitt gerade mal bei 60 Prozent, weiß Münch.
„Ganz Oxla war aufg’rabn“, beschreibt die Bürgermeisterin (hier beim Baustellenbesuch im August 2020) den Kraftakt zum Breitbandausbau. Die Tiefbauarbeiten wurden auch genutzt, um neue Wasserleitungen zu verlegen. − Foto: Isolde Deiser
„Ich wollte keine halben Sachen“, begründet Bürgermeisterin Gaby Wittenzellner, warum sie so viel Herzblut, Zeit und Energie in den Datenbahn-Ausbau in ihrer Gemeinde investiert hat. Auch der Gemeinderat stand geschlossen hinter ihr. „Seid’s g’scheid, so a Gelegenheit kriagt’s nimma“, davon überzeugte sie in vielen persönlichen Gesprächen ihre Bürger.
Wer bei einem ersten Gespräch noch skeptisch und ablehnend war, zu dem radelte sie noch ein zweites oder drittes Mal. Und spätestens, wenn beim Nachbarn gegraben wurde, kam mancher Zauderer doch noch in die Gänge und unterschrieb den Vertrag mit der Telekom. Es kam aber auch vor, dass sie von Hausbesitzern schon erwartet wurde, denn das Breitband-Thema hatte sich schnell herumgesprochen. Als dann in der Corona-Phase viele im Homeoffice arbeiteten und Homeschooling an der Tagesordnung war, waren viele Achslacher noch glücklicher über ihr hochkarätiges Datennetz.
Warum Achslach trotzdem keine 100-Prozent-Abdeckung erreicht, ist schnell erklärt: Drei Anwesen im Weiler Hohenried mitten im Wald sind nicht angeschlossen, weil das unverhältnismäßig teuer geworden wäre und die Anwesen nur als Ferienhäuser genutzt werden.